Züchtertreffen Februar 2014

Am 14. und 15. Februar trafen wir uns in der Angeln-Halle in Süderbrarup.

Seit vier Jahren treffen sich die Züchter des Angler Rindes alter Zuchtrichtung und verschiedene Kooperationspartner Anfang des Jahres zum Austausch und zur Vernetzung der Erhaltungs- und Zuchtmaßnahmen dieser akut gefährdeten Rasse (z.Zt. 275 Kühe und ca. 15 Zuchtbullen bei 36 Züchtern bundesweit).
Das Treffen fand in diesem Jahr an zwei Tagen Mitte Februar in der Angelnhalle in Süderbrarup/Schleswig-Holstein statt und wurde vom Förderverein Angler Rind alter Zuchtrichtung unterstützt.

Nach einer Begrüßung von Wilhelm Bertram (Rassebetreuer/GEH) und einer kurzen Vorstellungsrunde der Teilnehmer, sprach Claus-Peter Tordsen (RSH) von der Geschichte des Angler Rindes. Von der ersten literarischen Erwähnung der roten Kühe um 1500, über die besondere Zucht der Tiere auf Inhaltsstoffe und den Einkreuzungen seit 1950 mit verschiedenen anderen Rassen (wie RDM, SRB, FAY und RH), um Milchmenge und Körpergröße zu steigern. 1899 gab es in den Kreisen Rendsburg, Schleswig und Flensburg 91.000 Angler Rinder. 1950 waren es nur noch 14.566 HB-Kühe der alten Angler.
Am 30. Mai 2000 wurde der Förderverein Angler Rind alter Zuchtrichtung gegründet. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Angeln noch 88 Kühe mit über 60% Angler-Anteil, die weiter gezüchtet werden sollten. Es zeigte sich, dass sich viele dieser Kühe im modernen Herdenmanagement mit TMR nicht halten konnten. Nur einige wenige blieben über und es ist einigen´ wenigen Züchtern zu verdanken, die konsequent mit der alten Zuchtrichtung weitergearbeitet haben, dass jetzt noch ein Grundstock Angler a.Z. zur Verfügung steht.

Im Anschluss sprach Dr. Silvia Ivemeyer von der Unsiversität Kassel/Witzenhausen zur Kraftfutterminimierten Milchviehfütterung, basierend aus den Resultaten des 3-jährigen „Feed no Food“-Projektes des FiBL in der Schweiz.
Mehr als ein Drittel der weltweiten Getreideproduktion wandert in die Mägen von Nutztieren. Im ”Feed no Food“-Projekt fand ein Team von Agronomen und Tierärzten heraus, dass die Kraftfutterration von Milchkühen ohne negative Auswirkungen auf Gesundheit oder Fruchtbarkeit der Tiere um mehr als 30% reduziert werden kann.
In drei Jahren (2009-11) wurden Resultate von 73 Bio-Betrieben in der Schweiz und Süddeutschland erfasst. Die meisten Projektbetriebe, die sich eine KF-Reduzierung vorgenommen hatten, konnten diese auch erreichen – ohne das negative Effekte auf die Gesundheit auftraten. Die Milchleistung sank in einem geringeren Ausmaß als erwartet. Wahrscheinich war dies ein Effekt der Betreuung durch das Team des FiBL und des gezielteren KF-Einsatzes. Mehr zum Projekt unter www.fibl.org; über Suchfeld: feed no food

Claus Hansen, 1. Vorsitzender des Fördervereins Angler Rind alter Zuchtrichtung, stellte nach dem Mittagessen die Aktivitäten des Vereins vor.
Im letzten Sommer lud der Verein zu einer Betriebsbesichtigung bei Wilhelm Höper in Mecklenburg-Vorpommern ein. Besonders die Ruhe in der großen Herde (140 Angler-Kühe) und den Jungtieren sowie die Euterqualität wurden, neben der guten Verköstigung, lobend erwähnt. Leider war die Beteiligung der Züchter sehr gering.
In diesem Sommer (Anfang/Mitte Juni) ist eine Betriebsbesichtigung bei Jens Otterbach/Buschberghof (30 Angler-Kühe) geplant.

Karola Stier von der GEH sprach über die bundesweite Vernetzung der Angler Rinder a.Z. und dem Zuchtprojekt der GEH. Das GEH-Modellvorhaben „Infrastrukturaufbau für die bundesweite Zucht bestandesgefährdeter Nutztierrassen“ sucht Lösungsansätze für aktuelle Hindernisse bei der Erhaltungszucht.
Für das Angler Rind a.Z. konnte mit einem ersten Projekt von 2008 bis 2010 (Finanzierung über die Software AG Stiftung und den Tierzuchtfonds) sowie mit dem GEH-Zuchtprojekt (Finanzierung über das BMELV und der BLE) schon vieles erreicht werden:

• seit 2010 jährliche bundesweite (internationale) Treffen der Züchter mit intensivem Austausch und Infos • bundesweite Koordinierung von Züchtern und Interessenten durch Wilhelm Bertram und Andrea Hetzler
• Besuche fast aller Züchter mit Tierdokumentationen
• Zusammentragen umfangreicher Zuchttierdaten in einer Datenbank (ChromoSoft)
• in 2012 erneute Aktivierung des Fördervereins
• guter Austausch und Zusammenarbeit mit dem RSH
• Absamung der Bullen Manni (77% A) durch die RSH, Friedrich (94% A) und Onesto (93,75% A) durch die GEH
• Untersuchungen der Milchqualität (Kappa Kasein) durch die Uni Gießen

In 2014 sollen noch folgende Maßnahmen durchgeführt werden:

• Ergänzung der Zuchttierdatenbank, Recherche weiterer Abstammungsdaten
• Schaffung von Züchterzugängen zur Zuchttierdatenbank, damit die gesamte Population beobachtet werden kann
• weitere Betriebsbesuche
• eine Populationsanalyse der Anger Rinder a.Z.

Danach stellte Andrea Hetzler das Herdbuchprogramm ChromoSoft online vor. Entwickelt wurde das Programm von Norbert Hintersteiniger aus Österreich, der selbst Knabstrupper-Pferde züchtet. Mittlerweile läuft die neu überarbeitete Version bereits für verschiedene Tierarten und Rassen mit kleinen Populationen.
In der Angler-Datenbank befanden sich zur Zeit des Treffens 3.555 eingegebene Tiere. Die Ahnenlinien gehen teilweise bis in die 60er Jahre zurück.
2000 enstand im Rahmen der GEH eine Diplomarbeit von Susanne Aigner, die die Angler-Population mit Blutanteilen zu dieser Zeit dokumentierte. Diese Daten sind ebenfalls in die Datenbank eingeflossen sowie die Daten der Bestandsaufnahme von 2009. Erste Aktualisierungen wurden 2013 vorgenommen, so dass momentan 442 lebende Tiere eingegeben sind. Davon sind 281 Tiere aufgrund der Abstammung als Angler alter Zuchtrichtung zu werten. In Zusammenarbeit mit Claus-Peter Tordsen konnten fehlende Abstammungen und Blutanteile aufgenommen werden.
Die Möglichkeiten des Programmes wurden online vorgestellt und die Nutzung für die Züchter besprochen.

Zu Punkt „Verschiedenes“ sprach Wilhelm Bertram das Thema Kappa-Kaseine an. Nach der Untersuchung der Uni Gießen und eigenen Blutproben, kann er sagen, dass etwa 30% der Angler auf seinem Hof Kappa-Kasein BB haben. Nach Gesprächen mit Prof. Eckert von der Uni Gießen wurde deutlich, dass nicht nur das Kappa-, sondern auch das Beta- und Alpha- Kasein Auswirkungen auf die Milcheigenschaften haben. So ist das Beta- direkt mit dem Kappa-Kasein gekoppelt. Wichtig für eine gute Verkäsung der Milch ist der Typ B bei beiden Kasein-Sorten. Es reicht wohl, wenn das B überhaupt einmal auftaucht.

Am zweiten Tag ging es am Vormittag, wie bei den Treffen zuvor, um züchterische Fragen.
Nach dem Mittagessen fuhren wir dann in nördliche Richtung bis kurz vor Flensburg zum Betrieb von Ernst-Uwe Lorenzen in Ranmark.
In seiner Herde von 67 Anglerkühen sind 15 Angler alter Zuchtrichtung zu finden. Die eingesetzten Zuchtbullen stammten in den letzten Jahren aus der alten Zuchtrichtung, so dass die Herde insgesamt wieder „anglerlastiger“ wird. Momentan ist auch der zuletzt abgesamte Bulle Onesto in seiner Herde eingesetzt.


Neues Sperma für die Angler alter Zuchtrichtung

Im Rahmen des GEH-Pilotprojektes für 10 Rassen konnten zwei Bullen der alten Zuchtrichtung abgesamt werden. Das Sperma von Friedrich und Onesto ist zu beziehen bei Göpel Genetik GmbH, goepel@hornlos.de,
05654 . 92 49 88-0.
Weitere Infos unter: >> Besamungsbullen auf dieser Homepage.
Ein Teil der Verkaufserlöse fliesst direkt in einen Topf für weitere Erhaltungsmaßnahmen des Angler Rindes a.Z.