Züchtertreffen Januar 2010

Am 20. und 21. Januar 2010 fand das erste Züchtertreffen, nach der bundesweiten Bestandsaufnahme des Angler Rindes alter Zuchtrichtung, auf Hof Luna in Everode statt.
Trotz des winterlichen Wetters waren am ersten Tag 16 und am zweiten Tag 10 Teilnehmer dabei, um sich gemeinsam über Erhaltungs- und Zuchtmaßnahmen des Angler Rindes alter Zuchtrichtung zu verständigen.


Mittwoch, 20. Januar 2010
Über eine zusammenfassende Beamerpräsentation bekamen alle Anwesenden einen kurzen Einblick in die momentan erfassten Betriebe.
Anschliessend wurde über die wesentlichen Kriterien einer Zuchtausrichtung diskutiert. Oberste Priorität hatte die Lebensleistung einer Kuh und deren Linie sowie die Milchqualität, mit den Kappa-Kasein-Genotypen BB und AB. Beim Exterieur fand besonders die Euterform eine große Beachtung. Zur Milchleistung gab es unterschiedliche Ansprüche, je nach Betriebsausrichtung mit Käserei oder Molkereiablieferung, mit wirtschaftseigenem Futter oder teilweise zugekauften, mit Bio-Anerkennung oder konventionell arbeitenden Höfen. Näher betrachtet wurde auch der gewünschte Charakter eines Tieres und die Eingliederung ins Herdengefüge. Insgesamt steht momentan die Erhaltung der Rasse sehr weit im Vordergrund der Zuchtausrichtung. Es ist das gemeinsame Bemühen, dass keine weiteren Linien verloren gehen. Erst nach einer Sicherstellung der augenblicklich zur Verfügung stehenden Linien kann eine deutlichere Zuchtausrichtung geschehen.

Nach dem Mittagessen wurde über Möglichkeiten zum Aufstellen neuer Zuchtbullen berichtet. Diese Thema ist weiter zu verfolgen, um Linien zu sichern und auch Betrieben mit kleinen Beständen an alten Anglern die Möglichkeit der Besamung anbieten zu können.
Die entstandene Homepage und die Möglichkeiten der Vernetzung über die Kontaktdaten der Züchter und über Angebote und Gesuche für Tiere wurden vorgestellt. Auch die weitere Öffentlichkeitsarbeit kam in diesem Zusammenhang zur Sprache.

Zwischendurch war in Pausen und zum Ende der Veranstaltung Zeit für den persönlichen Austausch, den Einblick in die ausgearbeiteten Bestandeslisten der bundesweit aufgenommenen Tiere und den Blick in den Hof Luna-Stall mit der 33- köpfigen Angler-Milchviehherde und der Nachzucht.

Donnerstag, 21. Januar 2010

Am zweiten Tag war Dr. Onno Poppinga dabei und stellte uns die vor. Dr. Poppinga begleitet seit einigen Jahren die Zucht des DSN (Deutsches Schwarz-weißes Niederungsrind), bei welchem die Population mittlerweile auch in den westlichen Teilen Deutschlands von 30 Herdbuchtieren Ende der 80er auf heute 500 Herdbuchtiere angestiegen ist. In Brandenburg und auch in Holland sind größere Bestände von den DSN erhalten geblieben, so dass ein Austausch gut möglich war und ist.
Auch bei den Anglern alter Zuchtrichtung kann eine internationale Zusammenarbeit für den Erhalt der Rasse in Betracht gezogen werden. In den Hochzeiten der Angler wurden Tiere in viele Regionen der Erde exportiert. Viele gingen in die Ukraine und nach Lettland sowie in die skandinavischen Nachbarländer. Neuerdings kaufen italienische Züchter Tiere aus Angeln, da sie die hohen Milchinhaltsstoffe für die Herstellung von Parmesan-Käse zu schätzen wissen. Wieviel alter Angler-Anteil diese Tiere aufweisen ist zu hinterfragen.

Nach Aussage von Dr. Poppinga können wir bei der Linienzucht auf der Abstammung der Kuhfamilie, der Abstammung der Bullen oder der Herkunft der Tiere aufbauen. Dabei werden die Vitalitätsmerkmale stärker über die Mutterlinie vererbt. Nach einigen Überlegungen wurde deutlich, dass wir in unserem Fall zunächst auf die Abstammung der Bullen aufbauen sollten. Anhand der bundesweit aufgenommenen Bestandeslisten klärten wir die Frage, auf welche Linien wir momentan zur Erhaltung der Rasse zurückgreifen können.
Dies sind die Linien der zur Verfügung stehenden Besamungsbullen, wie auf der entsprechenden Seite in dieser Homepage aufgeführt sind. In den Beständen gut zu finden sind bereits Livius, Oja, Motor, Transit, Usidor und Hakon. Die übrigen Besamungsbullen wurden bisher kaum oder noch nicht eingesetzt.
Problematischer sind die Linien von Lukas, Pallast, Figaro, Sero und Erdal, die nur noch auf einzelnen Höfen vertreten sind. Dr. Poppinga gab uns einen sehr guten Einblick in die Linienrotationszucht. Wer sich zu diesem Thema informieren möchte, dem ist das Buch „Linienzucht mit Kuhfamilien“ von Ton Baars, Gernot Schmidt und Michael Olbrich-Majer zu empfehlen, auf dass auch Dr. Poppinga hinwies.

Insgesamt war es für alle Teilnehmer ein motivierendes Treffen. Individuelle Fragen konnten in der Runde und in persönlichen Gesprächen geklärt werden und erste Möglichkeiten einer gemeinsamen Vermarktung wurden angesprochen. Viele Züchter äußerten den Wunsch jedes Jahr ein Züchtertreffen zu wiederholen, so dass ein reger Austausch und ein Netzwerk entsteht.